594 Suchtfälle bei der Diakonie in Meppen
Schon 13-jähriger drogenabhängig
Hermann-Josef Mammes
Meppen. 594 Suchtkranke oder Suchtgefährdete Menschen haben im vergangenen Jahr die Betreuungs- und Beratungsangebote des Diakonischen Werkes in Meppen genutzt. Dabei sagte Geschäftsführerin Dorothea Währisch-Purz in der Sitzung des Ausschusses für Soziales, Jugend, Sport und Senioren der Stadt Meppen, dass die tatsächliche Zahl der Suchtkranken, angefangen von Alkohol- bis Spielsuchtproblemen um „ein Vielfaches“ höher sei. Dabei stehe im mittleren Emsland die Alkoholsucht an erster Stelle. Hinzu käme, dass auch die katholische Kirche über die Caritas auf diesem Feld tätig sei. Somit die tatsächliche Zahl deutlich höher liege als die der 289 betreuten Klienten der Diakonie.
Ambulante Therapie
Die Diakonie sei jedoch einziger Anbieter zur ambulanten Therapie illegaler Drogen. Hier betreue man 283 Klienten. Im Bereich der Opiate (Heroin) handele es sich oftmals um ältere Drogenabhängige. Nicht wenige würden davon über die Ersatzdroge Methadon unter ärztlicher Aufsicht substituiert. Eine offene Drogenszene wie Anfang der 1990er Jahre in Lingen gebe es im gesamten Emsland nicht mehr. Chemisch hergestellte illegale Drogen spielten in dieser Region eine untergeordnete Rolle.
13-Jähriger auf Droge
Ganz anders sehe es bei Cannabis aus. „Durch die Nähe zu den Niederlanden lässt sich Haschisch leicht beschaffen“, sagte Währisch-Purz. Die 135 Fälle der Diakonie bildeten auch hier nur die Spitze des Eisberges. Suchtberater Jens Keffel warnte zugleich vor einer Verharmlosung der Cannabis-Droge. Der THC-Gehalt (Tetrahydrocannabinol) der Droge liege als Folge gezielter Zucht heute bei 15 Prozent. Vor 25 Jahren seien es nur 2 Prozent gewesen - entsprechend gravierender seien die psychischen Folgen und Halluzinationen. Das Alter der 135 Suchtkranken in diesem Bereich liege zwischen 13 und 65 Jahren. „Es gibt hier schon einen 13-Jährigen Abhängigen.“ Dessen Sucht werde von den Dealern für Kurierdienste missbraucht. Beide Therapeuten wollten sich denn auch nicht festlegen, ob sie grundsätzlich eine Legalisierung von Cannabis befürworten. Gleichwohl sei es fatal, dass sowohl Tabak als auch Alkohol frei verfügbar seien.
Professionelle Hilfe
Sozialpädagoge Jens Keffel hob jedoch positiv hervor, dass seit 2010 immer mehr Menschen mit Suchtproblemen professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Die Therapien würden über die Rentenversicherungen beglichen. Er ergänzte, dass viele Menschen ihre Sucht oftmals vertuschen: „Sie arbeiten einfach ganz normal weiter.“ Dabei sei dies fatal. Es sei wichtig, dass sie frühzeitig Hilfen in Anspruch nähmen und nicht erst, wenn sie komplett abgestürzt seien. „Der Aufwand und der Schaden sind dann einfach viel größer“, so Keffel.
Städtischer Zuschuss
Einstimmig sprach sich der Fachausschuss dafür aus, den jährlichen Zuschuss der Stadt Meppen für die Jugend- und Drogenberatungsstelle des Diakonischen Werkes Emsland-Bentheim des evangelisch-lutherischen Kirchenkreises von 4.000 auf 15.000 Euro zu erhöhen. Damit erkenne die Stadt auch den steigenden Personalbedarf. Auch wenn die Beratungsstelle für den gesamten Altkreis Meppen zuständig sei, kämen über 50 Prozent der Klienten direkt aus Meppen.
Quelle: Diakonie Meppen; Foto: Hermann-Josef Mammes; Grafik: NOZ/Heiner Wittwer